8) Zurück in die Schule

Veröffentlicht am 16. November 2025 um 14:00

Am Montag, dem 22.09.2025, ging ich endlich wieder in die Schule. Wenn es um Dinge geht, die mir wirklich am Herzen liegen, bin ich sehr nah am Wasser gebaut. Deshalb konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten, als ich meine Klassenkameradinnen nach so langer Zeit wiedersah. Früher habe ich mir manchmal gewünscht, einfach zu Hause bleiben zu können, doch wenn man plötzlich keinen Einfluss mehr darauf hat, ob man seinen Alltag leben kann oder nicht, beginnt man vieles viel mehr zu schätzen. Ich war einfach nur froh, wieder ein Stück Normalität zurückzubekommen.

Das lange Sitzen im Klassenraum hatte ich allerdings unterschätzt. Durch die Chemotherapie hatte ich starke Wassereinlagerungen, und selbst mit Kompressionsstrümpfen war das Sitzen ziemlich unangenehm. Auch meine Konzentration hatte sich verändert. Ich musste mich viel mehr anstrengen, um im Unterricht wirklich alles aufnehmen zu können. Am Abend war ich zwar völlig erschöpft, aber gleichzeitig dankbar und glücklich, meinem Ziel – DGKP zu werden – weiter folgen zu können. Ohne die Unterstützung meiner Lehrkräfte und meiner Direktorin, die alle total hinter mir stehen, wäre das nicht möglich gewesen.

Schon am Dienstagmorgen merkte ich, dass mein Kreislauf nicht stabil war. Mir wurde heiß, ich fühlte mich seltsam und insgesamt einfach nicht belastbar. Nach einem kleinen Frühstück ging es etwas besser, also machten Magda, meine Mitbewohnerin, und ich uns langsam auf den Weg zur Schule. Zum Glück hatten wir an diesem Tag zu Mittag schon frei, und den restlichen Nachmittag verbrachte ich im Bett, um mich auszuruhen.

Am Mittwoch wurde es allerdings immer schlimmer. Ich kam nicht einmal bis in die Küche, ohne stark ins Schwitzen zu geraten oder das Gefühl zu haben, gleich zu kollabieren. Wir beschlossen daher, dass ich zu Hause bleiben sollte. Ich schlief fast den ganzen Tag und hoffte darauf, dass es mir bald besser gehen würde. In dieser Woche bemerkte ich außerdem, dass meine Kopfhaut zunehmend entzündet war – ein Brennen, Ziehen und Jucken, das ich vorher so nicht kannte. Im Laufe der Tage verlor ich dann immer mehr Haare.

Am Donnerstag wollte ich die Schule trotzdem nicht verpassen. Ich zwang mich aus dem Bett und ging in den Unterricht. Doch nach einigen Einheiten verschlechterte sich mein Zustand deutlich. Ich begann zu zittern, mein ganzer Körper tat weh und ich fühlte mich völlig ausgelaugt. Schließlich ging ich auf die Onkologische Ambulanz , wo mir sofort Blut abgenommen wurde und ich eine Infusion bekam. Die Ergebnisse zeigten schließlich die Ursache: Meine Neutrophilen waren viel zu niedrig, was all meine Symptome erklärte. Meine Ärztin verschrieb mir ein Medikament, das ich mir über das Wochenende spritzen musste, um die Werte wieder zu erhöhen. Der Nachteil war, dass die Spritzen genau jene Beschwerden hervorrufen, die ich ohnehin schon hatte – Gliederschmerzen, Hitzewallungen und extreme Müdigkeit.

Am Wochenende bemerkte ich meinen Haarausfall dann immer stärker. Wenn ich nur mit der Hand durch meine Haare fuhr, hatte ich plötzlich ganze Haarsträhnen in der Hand. Zu Beginn war das Thema Haare verlieren für mich eigentlich nichts, das mir Angst machte oder mich besonders stresste. Ich war sogar froh, dass ich damit vielleicht besser umgehen konnte als viele andere, die darunter viel mehr leiden. Trotzdem war es jedes Mal ein kleiner Schock, wenn ich mich im Spiegel sah und dabei beobachten musste, wie ich mir buchstäblich die Haare vom Kopf zog.

Am Montag, dem 29.09., wurde erneut Blut kontrolliert, und zum Glück waren die Werte wieder im Normalbereich. Doch der Montag brachte nicht nur gute Blutwerte mit sich – er brachte auch eine Entscheidung, die meine nächsten Wochen komplett verändern sollte.

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Kommentare

Jasi
Vor 12 Tage

Hab ma jeden Blogbeitrag durchgelesen und wart jede Woche auf Sonntag 14 Uhr damit i weiter lesen kann. Du bist soo super und unglaublich tapfer! I wünsch dir und deiner Familie nur des Beste und deine Homies san wirklich goldwert! Ein großes Lob und Bussis auch an de Homies!!!