Die Nacht vor meiner ersten Chemo schlief ich ehrlich gesagt besser, als ich gedacht hätte. Ich war auch nicht besonders nervös – eher ruhig und gefasst. Zu Beginn des ersten Tages wurde auf der Station ein Aufnahmegespräch geführt. Dabei wurde mir Blut abgenommen, Puls, Blutdruck und Blutzucker gemessen.
Danach durfte ich mir mein Zimmer mit einer anderen Patientin teilen. Ich packte meine Sachen aus und richtete mich so gut es ging für die nächsten vier Tage ein. Der nächste Schritt war dann die Anlage des PICC-Katheters. Durch meine Ausbildung wusste ich grob, wie dieser Eingriff funktioniert – vielleicht hatte ich deshalb etwas Angst davor. Rückblickend kann ich aber sagen: Es tat kaum weh und meine Sorgen waren völlig unbegründet.
Die Assistentin des Radiologen führte vor Beginn ein sehr beruhigendes Gespräch mit mir, das mir sofort die Anspannung nahm. Der Eingriff wurde unter lokaler Betäubung durchgeführt, und sowohl die Assistentin als auch der Radiologe sprachen währenddessen immer wieder mit mir. Ich war wirklich dankbar für ihre offene, ruhige Art und dafür, dass sie mir bei jedem Schritt erklärten, was als Nächstes passiert.
Nach dem Eingriff kam ich zurück auf die Station, wo schon die nächsten Untersuchungen auf mich warteten: EKG, Herz-Echo und Lungenfunktionstest. Diese Untersuchungen werden vor Beginn der Chemotherapie gemacht, um später mögliche Veränderungen oder Schäden frühzeitig zu erkennen.
Der ganze Vormittag verging dadurch sehr schnell – er war wirklich vollgepackt. Vor der Chemo bekam ich noch Medikamente, unter anderem Kortison, das helfen soll, die Therapie besser zu vertragen. Nach dem Mittagessen – etwa um 14 Uhr – startete dann meine erste Chemotherapie. Sie dauerte nur rund 30 Minuten. Danach war ich etwas müde – ob vom aufregenden Vormittag oder von der Chemo selbst, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich von beidem.
Am Dienstag bekam ich schon deutlich mehr Infusionen. Diese Chemo dauerte fast vier Stunden, von 13:00 bis 17:00 Uhr, und brachte auch mehr Nebenwirkungen mit sich. Zuerst kribbelte meine Nase, dann schwollen meine Hände leicht an. Mein Gesicht fühlte sich plötzlich ganz aufgeschwemmt an – und im Spiegel sah ich, dass es tatsächlich so war.
Am Abend, nach der Jause gegen 18:30 Uhr, setzte dann die Übelkeit ein – erst leicht, dann immer stärker. Trotz mehrerer Medikamente blieb sie bis Mitternacht bestehen. Meine zuständige DGKP war unglaublich nett und half mir, wo sie nur konnte. Trotzdem war die Übelkeit wirklich heftig, und ich war unendlich erleichtert, als ich endlich einschlief – und am nächsten Morgen ohne Übelkeit aufwachte.
Der Mittwoch war dann deutlich angenehmer. Ich hatte nur leichte Übelkeit, die dank der Medikamente rasch verschwand. Meine Hände waren zwar noch geschwollen, aber sonst ging es mir ganz gut. Ich hatte große Angst, dass die Übelkeit am Abend wieder so schlimm werden würde wie am Vortag – zum Glück war das nicht der Fall.
Am Donnerstag dauerte die Chemotherapie etwa drei Stunden. Die Nebenwirkungen waren erträglich – leichte Übelkeit, geschwollene Füße, Gelenke und ein aufgedunsenes Gesicht. Gegen 16 Uhr durfte ich endlich nach Hause fahren – und ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war!
Alle Ärztinnen, Ärzte und DGKP’s waren während der vier Tage unglaublich freundlich, und ich fühlte mich wirklich gut aufgehoben. Trotzdem – zu Hause ist es einfach am schönsten.
Nach meinem Krankenhausaufenthalt zeigte die Waage ganze 6 Kilo mehr an. Und nein – nicht vom Essen! Die vielen Infusionen und das hochdosierte Kortison führten zu Wassereinlagerungen im Körper. Ich fühlte mich ein bisschen wie im neunten Schwangerschaftsmonat – zumindest stelle ich mir das so vor. Meine Beine waren schwer und geschwollen, und selbst Treppensteigen fühlte sich an wie ein Workout. Zum Glück passte meine gemütliche Jogginghose noch – in normale Hosen kam ich nämlich nicht mehr hinein.
Durch das Kortison hatte ich außerdem Probleme beim Einschlafen, da es sehr aufputschend wirkt. Trotzdem war ich froh, wieder zu Hause zu sein und etwas zur Ruhe zu kommen.
Am Sonntag, dem 21. September, feierte ich dann meinen 22. Geburtstag – so gut es eben ging. Ich verbrachte den Tag mit meiner Familie und Freunden bei einem gemütlichen Brunch und später bei Kaffee und Kuchen. Trotz allem war dieses erste Wochenende nach der Chemo schöner, als ich es erwartet hatte.
Doch am meisten freute ich mich darauf, am Montag wieder in die Schule zu gehen und meine Klassenkameradinnen endlich wiederzusehen.
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